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Die Schattenseiten des Mutterbildes

Der Anteil von Müttern ist statistisch bedeutungslos, jedoch forensisch psychiatrisch und psychodynamisch interessant. Mütter die töten gibt es in allen Kulturen und hat es zu allen Zeiten gegeben. Stets von neuem sind wir erschüttert darüber, dass Mütter, die Leben spenden, es auf so grausame Weise nehmen können. Wir klammern den Schattenaspekt der Mütter einfach aus unserem Bewusstsein auf. Wir ertragen es nicht, dass unser mütterliches Idealbild angekratzt oder gar zerstört wird. Das macht uns Angst.

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Der Vater der Psychoanalyse, Sigmund Freud, hat früh darauf hingewiesen, dass Lebens- und Todestrieb untrennbar in jedem Menschen und auch in uns Frauen verschränkt sind. In allen Kulturen gibt es gute und böse Muttergöttinnen. Hier sind Gut und Böse – wie so oft im Leben und auch in unserer bewussten Wahrnehmung- getrennt, gespalten in Polaritäten. Doch das gesamte Leben sowie die Seele vereinigen in sich gegenteilige Aspekte des Individuums zu einem übergeordneten Ganzen. Erst dann, wenn wir die hellen und die dunklen Anteile eines Menschen „sehen“ – zuallererst in uns selbst erfassen- können wir ihn ganz wahrnehmen. Das hat den Preis, dass Idealisierungen sterben, aber dadurch erfüllende Begegnungen erst ermöglichen.

“Wer einmal sich selbst gefunden, kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren. Und wer einmal den Menschen in sich begriffen, der begreift alle Menschen”: Stefan Zweig, Phantastische Nacht, 1922